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A Letter from Marie Curie
barely glances at the foreign words
but she likes the stamp.
It is a kind of pale blue
she hasn’t seen much of.
The lawyer who brought the letter
talks of a famous scientist
who found the magic ingredient
that made the clockfaces she painted
shine in the dark. He doesn’t say
that each lick of the brush
took a little more radium
into her bones, that in
sixteen hundred years
if anything remained of her
it would still be half as radioactive
as the girl is now,
thumbing through the atlas
she asked her sister to borrow.
He explains that Marie Curie
is anaemic too, but the girl
isn’t listening. She found
it’s not so big. The lawyer shrugs:
She says to eat plenty of raw calves’ liver.
- Lavinia Greenlaw -
Näher
Deine Berührung überrascht mich
Wie eine Brise Meeresluft in der Stadt,
ich weiß nicht, wohin
in den entgegengesetzten Landschaften meiner Sinne.
Als bekäme man plötzlich einen salzigen Geschmack in den Mund
Beim Überqueren einer Straße, in der man seit Jahren schon lebt,
und verlöre plötzlich aus den Augen, worauf man zuläuft:
ein Fenster, das alles was einem vertraut ist, eingefangen hat
und widerspiegelt; oder den Rand dieser Insel, von dem man endlich einen Ausblick hat.
- Lavinia Greenlaw -
Ich denke, dass sie weit über der ganzen Angelegenheit stand und sich im Spiegel betrachtete.
Ich denke, dass es ihr ein Bedürfnis war, die Blicke auf sich zu ziehen – wobei es wenig darauf ankam, ob nun die Blicke der Krieger oder der Versöhnler: Von den Blicken erwartete sie, dass sie ihr etwas über sie selbst sagten, und nur über sie selbst, nicht über diejenigen, die sie auf sie richteten.
Ich denke, dass es ihr ein Bedürfnis war, geliebt zu werden. Nicht, zu lieben: Zu lieben war nicht ihre Sache. Jedem das Seine.
Sollte sie den Paris geliebt haben? Es würde mich wundern. Aber es wird ihr lieb gewesen sein, dass Paris sie liebte. Was er sonst noch getrieben haben mag, hat sie nicht gekümmert.
Was war denn der trojanische Krieg? Eine ungeheuerliche Barbarei, blutrünstig, schändlich und ungerecht, im Namen einer Schönen verübt, der das ganze so egal war wie nur möglich.
Und alle Kriege sind der trojanische Krieg, und alle guten Sachen, um deren schönen Augen willen sie geführt werden, pfeifen darauf.
Denn das einzige, was über den Krieg ehrlicher Weise zu sagen wäre, wird nicht gesagt: Dass man Krieg führt, weil man den Krieg liebt und weil er ein guter Zeitvertreib ist. Eine gute Sache mit schönen Augen, für die man kämpfen kann, findet man allemal.
Und darum hat die schöne Helena recht, wenn sie meint, dass die Sache sie nichts anginge, und sich im Spiegel betrachtet.
Und mir gefiel sie sehr gut, diese Helena, die ich 1974 in Peking geliebt habe….
Amélie Nothomb
Besonders in Peking.
Aber der Kommunismus war für mich eine Ventilatorengeschichte, und von der Episode der Hundert Blumen wusste ich ebenso wenig wie von Wittgenstein oder Ho Chi Minh.
Warnungen vor Blumen nützen jedenfalls ohnehin nichts: Man fällt doch immer wieder auf sie herein.
Was ist eine Blume? Ein riesengroßes Geschlechtsteil, das sich herausgeputzt hat.
Diese Tatsache ist seit langem bekannt, und trotzdem reden wir Schwachköpfe immer noch Schmus über die Zartheit der Blumen. Von manchen romantischen Verehrern sagt man sogar noch, sie seien >fleur bleue<, das heißt sentimental – etwa so ungehörig und komisch, wie wenn man sagen würde, sie hätte ein blaues Geschlechtsteil. In San Li Tun gab es sehr wenig Blumen, und die waren sehr mickrig.
Aber immerhin, es waren Blumen.
Treibhausblumen sind schön wie Mannequins, aber sie haben keinen Geruch. Die Ghettoblumen wirkten albern: Manche waren hässlich wie Bäurinnen, wenn sie sich für die Stadt feingemacht haben; andere waren so unsinnig elegant wie Großstädterinnen auf dem Lande. Alle schienen irgendwie fehl am Platz zu sein.