Samstag, 7. Juni 2008

0076






















Den Blumen ist zu misstrauen.

Besonders in Peking.

Aber der Kommunismus war für mich eine Ventilatorengeschichte, und von der Episode der Hundert Blumen wusste ich ebenso wenig wie von Wittgenstein oder Ho Chi Minh.

Warnungen vor Blumen nützen jedenfalls ohnehin nichts: Man fällt doch immer wieder auf sie herein.

Was ist eine Blume? Ein riesengroßes Geschlechtsteil, das sich herausgeputzt hat.

Diese Tatsache ist seit langem bekannt, und trotzdem reden wir Schwachköpfe immer noch Schmus über die Zartheit der Blumen. Von manchen romantischen Verehrern sagt man sogar noch, sie seien >fleur bleue<, das heißt sentimental – etwa so ungehörig und komisch, wie wenn man sagen würde, sie hätte ein blaues Geschlechtsteil. In San Li Tun gab es sehr wenig Blumen, und die waren sehr mickrig.

Aber immerhin, es waren Blumen.

Treibhausblumen sind schön wie Mannequins, aber sie haben keinen Geruch. Die Ghettoblumen wirkten albern: Manche waren hässlich wie Bäurinnen, wenn sie sich für die Stadt feingemacht haben; andere waren so unsinnig elegant wie Großstädterinnen auf dem Lande. Alle schienen irgendwie fehl am Platz zu sein.

Amélie Nothomb
>Liebessabotage<>

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