Mittwoch, 30. Januar 2008
0023
Monolog
Prolog das Datensystem, wo wir
uns messen, wo wir uns hassen,
Monopol und Monoman jeder am
Schirm, jeder für sich, so infam
die neue Sprachzungenverkettung,
ein Kußersatz, am da-da-tanetz gefangen,
ständiger Prolog, reicht für jedes
Infans als Liebesschreiben in Kürzeln:
nur noch Gesichtslamellen, elektronisch
versandt, wie nenn' ich dich?
egal, wie Fass' ich ein Emoticon?,
schon geschehen, Monogamie ein
Paßwort, jeder stammelt Fortvermehrung,
kurzer Aufguß, kleiner Input,
im System so polygam, so instantan
ist einlogiert, austariert,
und immer am Reden,
und jeder für sich.
- Ulrike Draesner -
Sonntag, 27. Januar 2008
0021
Eine Gruppe von Frauen und eine Gruppe von Männern fahren mit dem Zug zu einer Tagung.
Jeder Mann besitzt eine Fahrkarte.
Die ganze Gruppe der Frauen hat aber nur eine einzige Karte gelöst.
Die Männern schütteln darüber nur den Kopf und freuen sich insgeheim darauf,
dass die arroganten Frauen mal eins auf die Mütze bekommen.
Plötzlich ruft eine der Frauen: "Der Schaffner kommt!"
Daraufhin springen alle Frauen auf und zwängen sich in eine Toilette.
Der Schaffner kontrolliert die Männer.
Als er sieht, dass das WC besetzt ist, klopft er an die Tür: "Die Fahrkarte bitte!"
Eine der Frauen schiebt die Fahrkarte unter der Tür durch, der Schaffner zieht zufrieden ab.
Auf der Rückfahrt beschließen die Männer, den selben Trick anzuwenden.
Sie kaufen nur eine Karte für die ganze Gruppe und sind sehr verwundert, als sie merken,
dass die Frauen diesmal überhaupt keine Fahrkarte haben.
Nach einiger Zeit ruft wieder eine der Frauen:"Der Schaffner kommt!"
Sofort stürzen die Männer in eine der Toiletten und schliessen sich ein.
Die Frauen machen sich etwas gemächlicher auf den Weg zum anderen WC.
Bevor die letzte Frau die Toilette betritt, klopft sie bei den Männern an: "Die Fahrkarte bitte!"
Freitag, 25. Januar 2008
Donnerstag, 24. Januar 2008
019
“Far out in the uncharted backwaters of the unfasionable end of the western Spiral arm of the Galaxy lies a small unregarded yellow sun. Orbiting this at a distance of roughly ninety-eight million miles is a utterly insignificant little blue-green planet whose ape-descended life forms are so amazingly primitive that they still think digital watches are a pretty neat idea.”
- Douglas Adams: The Ultimate Hitchhiker’s Guide to the Galaxy -
Mittwoch, 23. Januar 2008
0018
Lob der Faulheit
Faulheit, jetzo will ich dir
Auch ein kleines Loblied schenken,
Käm es nur gleich aufs Papier
Ohne lange nachzudenken
Doch, ich will mein bestes tun,
Nach der Arbeit ist gut ruhn.
Höchstes Gut! wer dich nur hat
Dessen ungestörtes Leben
Wird - ich gähn - ich werde matt -
Nu - so - magst Du mir vergebens,
Daß ich dich nicht loben kann;
Du verhinderst mich ja dran.
Dienstag, 22. Januar 2008
0017
Koma
Pausenloses Geplapper
plätschert
wie ein vergessener Wasserhahn.
Schläfrig gewordene
Zuhörer
fallen ins Koma.
© by jbo - 10/ 2006 - Alle Rechte beim Autor
Montag, 21. Januar 2008
0016_Renn schnell
Renn schnell
Renn schnell!
Die Vergangenheit ist hinter dir her.
Du hast gedacht, sie hätte dich vergessen.
Lächerlich.
Renn, renn um dein Leben.
Du hast sie vergessen, sagst du?
Sie dich nicht, und sie verfolgt dich.
Also renn!
Na los beweg dich!
“Ich kann nicht, denn ich bin der zu Stein
gewordenen Friedhofsengel, der sich
nie wieder bewegen wird.”
Glaubst du, nach deinem Tod
wird die Vergangenheit die Hetzjagt beenden?
Du willst sie milde stimmen,
Sie soll dich in Ruhe lassen.
Ich weiß
Die Vergangenheit ist dein Spiegelbild.
Du machst die Augen auf
und fühlst dich frei.
Doch wenn du die Augen schließt,
mußt du dich dem Unvorstellbaren stellen.
Irgendwann wird auch sie
alt und gebrechlich.
Sie wird für dich unwichtig werden.
Dich nicht mehr jagen können.
Doch jetzt,
solltest du besser rennen!
© by jbo - 10/ 2006 - Alle Rechte beim Autor
Freitag, 18. Januar 2008
0015_IF_PLAIN
Fliege flog im Flugverein leider auf den Lehrer rein. Jetzt fliegt sie eben ohne Schein.
Fly flew on the flight instructor, but unhappily she has no license for. So she is flying without permission.
Donnerstag, 17. Januar 2008
0014
Eines Tages
Er ist neulich umgezogen. er wohnt jetzt in seiner eigenen Welt,
am anderen Ende des Tisches. Gegen unerwünschte Eindring-
linge hat er sich gut geschützt. Seine Zeitung ist eine unüber-
windbare Festungsmauer. Sein Blick seine gefürchtetste Waffe.
Außerdem geht eine ständige Kälte von ihm aus, die sie langsam
zu erfieren droht. Stumm und gleichgültig sitzt er da, wie ihr
scheint, schon seit einer Ewigkeit regungslos. Nur sein Blick
tastet die Zeilen systematisch ab, als suche er angestrengt nach
etwas. Sie weiß nicht, was er da zu finden hofft.
Ab und zu nimmt er, ohne aufzusehen, einen Schluck aus der
von ihr gefüllten Tasse. Er spricht nicht mit ihr. Doch sie be-
obachtet ihn ständig. Manchmal klingelt das Telefon, dann
redet er angeregt mit den Leuten aus seiner Welt, in der Sprache,
die sie nicht versteht. Danach legt er auf und setzt sich wieder.
Ab und zu blättert er eine Seite weiter. Er hat immer noch eine
Seite zum weiterblättern, denn die bedruckten Papierblätter
wachsen hinten nach.
.
Sie versucht alles um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. So
schlägt sie ein lebendiges Huhn, grausam vor ihm auf dem Tisch
zu Tode, kein einziges Mal, dass er dabei auch nur aufblickt.
Sie hat ein paar mal versucht ihn anzusprechen. Er hat stets nur
“hm” geantwortet. Das ist ihr zu wenig. Sie wollte nie einen
Mann nur zum Ansehen. Ohne noch ein weiteres Wort an ihn
zu richten, verlässt sie die enge Wohnung und geht.
Sie hat sich einen schönen Tag gemacht. Singt und lacht noch
immer. Als sie nach Hause kommt, sitzt er noch immer so da.
Stumm, ohne aufzublicken. Sie sagt ängstlich “hallo” er leise
“hm”. Und da fällt ihre gewonnene Freude auf den staubigen
Küchenboden und übrig bleibt Enttäuschung.
Eines Tages wird sie nicht mehr zurückkommen. das schwört
sie sich jetzt! Sie träumt vom Meer und von schönen Bildern,
von langen fantasievollen Geschichten und einem Mann, der
sie küsst und “ich liebe dich!” zu ihr sagt. Dann würde sie
vielleicht “hm” antworten und lachend davon rennen, wer weiß.
© by jbo - 10/ 1999 - Alle Rechte beim Autor
Mittwoch, 16. Januar 2008
0013
Was ist die Welt?
Was ist die Welt? Ein ewiges Gedicht,
Daraus der Geist der Gottheit strahlt und glüht,
Daraus der Wein der Weisheit schäumt und sprüht,
Daraus der Laut der Liebe zu uns spricht
Und jedes Menschen wechselndes Gemüt,
Ein Strahl ists, der aus dieser Sonne bricht,
Ein Vers, der sich an tausend andre flicht,
Der unbemerkt verhallt, verlischt, verblüht.
Und doch auch eine Welt für sich allein,
Voll süß-geheimer, nievernommner Töne,
Begabt mit eigner, unentweihter Schöne,
Und keines andern Nachhall, Widerschein.
Und wenn du gar zu lesen drin verstündest,
Ein Buch, das du im Leben nicht ergründest.
- Hugo von Hofmannsthal -
Dienstag, 15. Januar 2008
Montag, 14. Januar 2008
Sonntag, 13. Januar 2008
0010
»Wenn die Zeit verstreicht, sind es die Menschen, die einen einst kannten, die man wiedersehen möchte; sie sind es, mit denen man sprechen kann. Wenn genug Zeit vertrichen ist - was macht es dann schon, was sie einem angetan haben?»
»Eine Waise lernt, Dinge für sich zu behalten; eine Waise hält sich zurück. Was aus Waisen herauskommt, kommt allmählich aus ihnen heraus.»
»Die Winkles betätigten sich in der Branche der Gefühlsproduktion für Leute, die von eigenen, durch die eigenen Lebensumstände hervorgerufenen, Gefühlen so weit entfernt waren, daß nur noch das große (wenn auch nur simulierte) Abenteuer sie aus der Reserve locken konnte.»
»Eine Waise ist einfach mehr Kind als andere Kinder, in ihrer grundsätzlichen Dankbarkeit für all die Dinge, die tagtäglich wiederkehren, wie nach Fahrplan. Auf alles, was zu bleiben, sich gleichzubleiben verspricht, fällt die Waise herein. ... "Hier in St. Cloud's", schrieb er in sein Tagebuch, "messen wir Sicherheit an der Zahl der gehaltenen Versprechen. Jedes Kind versteht ein Versprechen - falls es gehalten wird - und freut sich schon auf das nächste Versprechen. Bei Waisen baut man Sicherheit langsam, aber regelmäßig auf."»
- John Irving, Gottes Werk und Teufels Beitrag -
Freitag, 11. Januar 2008
0009
"In der Sekunde nun, als dieser mit dem Kuchengeschmack gemischte Schluck Tee meinen Gaumen berührte, zuckte ich zusammen und war wie gebannt durch etwas Ungewöhnliches, das sich in mir vollzog. Ein unerhörtes Glücksgefühl, das ganz für sich allein bestand und dessen Grund mir unbekannt blieb, hatte mich durchströmt. Mit einem Schlage waren mir die Wechselfälle des Lebens gleichgültig, seine Katastrophen zu harmlosen Missgeschicken, seine Kürze zu einem bloßen Trug unserer Sinne geworden; es vollzog sich damit in mir, was sonst die Liebe vermag, gleichzeitig aber fühlte ich mich von einer köstlichen Substanz erfüllt: oder diese Substanz war vielmehr nicht in mir, sondern ich war sie selbst. Ich hatte aufgehört, mich mittelmäßig, zufallsbedingt, sterblich zu fühlen."
-Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit -
Donnerstag, 10. Januar 2008
Mittwoch, 9. Januar 2008
Dienstag, 8. Januar 2008
0006_Klima
Upps (oder Klima 2000+)
“Ich war so schrecklich durstig”,
entschuldigt sich de Elefant,
nachdem der ganze Teich verschwand.
© by jbo - 11/ 2006 - Alle Rechte beim Autor
Montag, 7. Januar 2008
0005
Am Teetisch
Sie saßen und tranken am Teetisch
Und sprachen von Liebe viel.
Die Herren, die waren ästhetisch,
Die Damen von zartem Gefühl.
"Die Liebe muß sein platonisch,"
Der dürre Hofrat sprach.
Die Hofrätin lächelt ironisch,
und dennoch seufzte sie: "Ach!"
Der Domherr öffnet den Mund weit:
"Die Liebe sei nicht zu roh,
Sie schadet sonst der Gesundheit"
Das Fräulein lispelt: "Wie so?"
Die Gräfin spricht wehmütig:
"Die Liebe ist ein Passion!"
Und präsentieret gütig
Die Tasse dem Herrn Baron.
Am Tische war noch ein Plätzchen,
Mein Liebchen, da hast du gefehlt.
Du hättest so hübsch, mein Schätzchen,
Von deiner Liebe erzählt.
-Heinrich Heine (1797-1856)-
Sonntag, 6. Januar 2008
0004
Samstag, 5. Januar 2008
0003
Freitag, 4. Januar 2008
0002
„Speak when you’re spoken to“ the Queen sharply interrupted her.
„But if everybody obeyed that rule,“ said Alice, who was always ready for a little argument, „and if you only spoke when you were spoken to, and the other person always waited for you to begin, you see nobody would ever say anything, (...)“
Lewis Carroll „Through the Looking-Glass“ (1872), 1998